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Biographien

Peter Kofferschläger

28.06.2022
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Peter Kofferschläger (* 1910; † 13. September 1960 in Neutral-Moresnet/Kelmis) war ein Politiker und namhafter Vertreter der christlichen Arbeiterbewegung. Seine Geschichte verdeutlicht, wie vor allem katholische Organisationen das Zusammenleben in Ostbelgien nachhaltig beeinflussten.

Der gelernte Tischler Peter Kofferschläger gründete 1935 in Kelmis die Katholische Arbeiterjugend und wurde später zum ständigen Sekretär dieser Organisation ernannt. In die Zwischenkriegszeit fällt ebenfalls seine Initiative zur Reorganisierung der Liga der Christlichen Arbeiter. Von 1938 bis 1940 und von 1945 bis zu seinem Tode war Kofferschläger auch Bürgermeister von Kelmis. Weil er stark in der christlichen Arbeiterbewegung verwurzelt war und in der Zwischenkriegszeit eine probelgische Haltung an den Tag legte, wurde er während des Kriegs von der deutschen Staatspolizei verhaftet und in das Konzentrationslager Buchenwald verschleppt.

Peter Kofferschläger war Mitglied der Kammer von 1946 bis 1960 und somit der erste Nachkriegsabgeordnete Ostbelgiens, wobei er ebenfalls für einige Zeit Vizepräsident der christlich-sozialen Partei in der Kammer war. Hier – mit demselben Eifer wie sein Parteikollege, der Eupener Arzt Dr. Joseph Baltus im Senat – trat er als entschiedener Verteidiger der Ostkantone auf und brandmarkte die dort herrschenden Missstände – insbesondere die als ungerecht empfundene Härte der politischen „Säuberung“ und die Unterdrückung der deutschen Sprache. Darüber hinaus sprach er sich für eine gleichberechtigte Entschädigung der „Zwangseingezogenen“ der Wehrmacht aus, die aber noch zwei Jahrzehnte einer endgültigen Lösung ihrer Probleme harren sollten. Immer wieder drängte er auf die Beseitigung der Kriegsschäden in Ostbelgien und auf eine Anerkennung der 8 000 „Zwangseingezogenen“, für dessen Belange er sich im Parlament stark machte.

Anhand der Persönlichkeit Kofferschlägers wird deutlich, wie konfliktreich das Zusammenleben in der Zeit von 1920 bis in die 1970er Jahre im heutigen Ostbelgiens war, und dass es ein schwarz-weiß Denken in Bezug auf die Veränderungen jener Zeit nicht gibt. Kofferschläger, der als Insasse eines Konzentrationslagers besonders unter dem nationalsozialistischen Regime gelitten hatte, setzte sich nach dem Krieg für den Respekt der deutschen Kultur und Sprache in Belgien ein. Das war keineswegs der Grundtenor jener Zeit. Er steht exemplarisch für eine Nachkriegsgesellschaft, die für ein besseres Zusammenleben vor allem eines brauchte: Verständnis für die Handlungsweisen des Anderen.

Quelle

Heinz Warny, „Peter Kofferschläger, aus Kelmis für die Ostkantone“, in Grenz-Echo, 26.02.2016.