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Hubert Jenniges

28.06.2022
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Hubert Jenniges (5. Dezember 1934 in Afst/Manderfeld; † 19. Oktober 2012 in Gent) war ein Journalist und Historiker. Seine Präsenz in den Medien veränderte Ostbelgien nachhaltig. Er hatte eine Vision und vertrat diese in zahllosen Radiobeiträgen. Viele Dinge, die bis dato noch Tabuthemen waren, sprach er mit seinen journalistischen Kollegen an. Er schenkte den Forderungen der Ostbelgiern ein Gehör und schenkte ihnen gleichzeitig eine Stimme.

Fast ein halbes Jahrhundert lang war der Romanist und Historiker Hubert Jenniges, der 1963 von der Bischöflichen Schule St. Vith in das Brüsseler Studio des Belgischen Rundfunks wechselte und dort zuletzt bis 1998 die Inlandredaktion leitete, der wohl versierteste Beobachter der politischen Entwicklung in Ostbelgien. Seine stets um Objektivität bedachte, aber nicht selten von kritischem Kommentar begleitete Berichterstattung galt vielen als willkommene Ergänzung zu den bisweilen tendenziösen Informationen der Eupener geschriebenen Presse. Vor allem in den 1960er und 1970er Jahren, während der nicht immer für jeden durchschaubaren Debatten über die Autonomie der Deutschsprachigen, sorgten Jenniges’ Rundfunkbeiträge für mehr Klarheit. Seine Beobachtungen aus dieser Zeit hat Hubert Jenniges 2001 in einem Buch festgehalten: Hinter ostbelgischen Kulissen. Stationen auf dem Weg des deutschen Sprachgebiets in Belgien.

Hubert Jenniges prägte die mediale und historiographische Landschaft Ostbelgiens ab der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wie kein zweiter. Jenniges verbrachte seine Kindheit in Afst, einem kleinen Dorf an der deutsch-belgischen Grenze. Diese ersten Kindheitserfahrungen wurden von ihm als prägend beschrieben. Er besuchte das Collège Marie-Thérèse in Herve und studierte anschließend in Löwen Romanistik und Geschichte. Vor allem in erstgenannter Schule wurde er sich durch fehlende französische Sprachkenntnisse seiner Zugehörigkeit zur deutschen Sprachgruppe bewusst.

Kurze Zeit arbeitete Jenniges als Geschichtslehrer an der Bischöflichen Schule in Sankt Vith, entschloss sich aber dazu, eine Berufslaufbahn als Journalist einzuschlagen. Zunächst schrieb er für verschiedene Zeitungen, die Sankt Vither Zeitung, die Aachener Volkszeitung und das Grenz-Echo. Gleichzeitig prägte er die Geschicke des aufstrebenden Belgischen Hörfunks als freier Mitarbeiter. Dort sprach er schon in seinen ersten Jahren noch ungemütliche Aspekte an, wie die Zeit des Zweiten Weltkriegs, und behandelte verstärkt kulturelle und geschichtliche Themen.

Jenniges wurde 1969 ernannt und konzentrierte seine journalistische Tätigkeit ab diesem Augenblick vor allem auf den Rundfunk. Ein Jahr zuvor war die Vergemeinschaftungsfrage in Belgien virulent geworden. Die 1968 gebildeten Kammern waren verfassungsgebend. Im Rahmen dieser Diskussion um die Zukunft Belgiens schaltete sich auch der Belgische Hörfunk ein. Jenniges nutzte das ihm zur Verfügung stehende Sprachrohr, um auf die Probleme der deutschsprachigen Belgier aufmerksam zu machen und er erkannte die Möglichkeiten, die sich aus der anstehenden Staatsreform ergaben. Dabei pflegte er immer auch eine gewisse Nähe zur Politik. Zweifelsohne war er sich seiner Möglichkeiten, die sich aus seiner Tätigkeit als ostbelgisches Sprachrohr ergaben, durchaus bewusst. In diesem Zusammenhang darf Jenniges wohl als einer der Verteidiger weitgehender kultureller Autonomie für die deutschsprachigen Belgier beschrieben werden.

Als der Belgische Hörfunk bzw. von nun an Belgische Rundfunk 1977 seine Unabhängigkeit von der Radio-Télévision Belge und der Belgische Radio en Televisie – bzw. dem Institut des Services communs – erhielt und daraufhin seinen Hauptsitz nach Eupen verlagerte, blieb Jenniges im Brüsseler Studio, das er von nun an leitete.

Neben seiner journalistischen Tätigkeit engagierte er sich in verschiedenen politischen Vereinigungen und Netzwerken. Vor allem seine Tätigkeit als Vorsitzender des 1965 gegründeten Geschichts- und Museumsvereins Zwischen Venn und Schneifel sticht heraus. Als Regionalhistoriker verfasste er hunderte Artikel, Studien und Monographien zur Vergangenheit der belgischen Eifel.

Quellen und weiterführende Literatur

Hubert Jenniges, Hinter ostbelgischen Kulissen: Stationen auf dem Weg zur Autonomie des deutschen Sprachgebiets in Belgien (1968 – 1972), Eupen 2001.

Hubert Jenniges, Eifeler Kindheit: Erinnerungen aus einem fernen Jahrhundert, Eupen 2004.

Klaus-Dieter Klauser, „Hubert Jenniges zu seinem 70. Geburtstag“, 12. Dezember 2004, www.zvs.be/2004/12/hubert-jenniges-zu-seinem-70-geburtstag-11-12-2004/.

Zwischen Venn und Schneifel (Hg.), „Feier zum Gedenken an Hubert Jenniges“, 27. April 2013, www.zvs.be/vereinsleben/vereinsleben/ .

Vitus Sproten, Ostbelgien hört Ostbelgien. Der Belgische Hörfunk im Kontext der Debatten um die Kulturautonomie der deutschsprachigen Belgier 1965-1974, Brüssel 2019.