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Ein Geschenk für Ostbelgien

Eine Schulbank: Ein Geschenk von Christine Baumann

22.11.2022
  • Labor
  • Ein Geschenk für Ostbelgien

Liebe DG, liebes Ostbelgien!

Ich habe mir für Dich als Geschenk zu Deinem 100. diese alte Schulbank ausgesucht!

Als wir vor 22 Jahren aus dem benachbarten Ausland zu Dir kamen, konnten wir unsere Kinder in eine der kleinsten Dorfschulen einschulen. Wenige Wochen waren wir da, als diese Schule ein großes Fest veranstaltete. Wir erlebten hautnah mit, wie ausgiebig man in Ostbelgien feiert, haben natürlich mitgemacht und auch bei den Vorbereitungen geholfen. So waren wir im Nu ‚angekommen‘ und angenommen im Dorf und der Gemeinschaft. Kleine Schule, großes Fest! Beim Fest konnten wir diese Schulbank ersteigern, an der unsere Kinder noch lange ihre Schularbeiten gemacht haben. Nun sind sie längst erwachsen nach Studium und Beruf und ‚in der Welt‘ …

Ich möchte Dir gerne diese Schulbank aus einer kleinen Dorfschule zu Deinem runden Geburtstag schenken, weil sie ein Ausdruck dafür ist, was man erreichen kann, selbst oder gerade weil man klein ist! Auch Du, Ostbelgien, bist wahrlich klein, umrahmt von großen Nachbarn in Belgien und noch größeren in Europa. Wir möchten Dir danken, dass Du es schaffst, gerade durch Deine Kleinheit Profil und Menschlichkeit zu wahren. Es sind doch gerade in der aktuellen Corona-Krise die kleinen Wege zu unseren Volksvertretern, die kleinen lokalen Geschäfte und die kleinen Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen vor Ort, die sich auf unsere Bedürfnisse schnell einstellen konnten und uns Sicherheit und Zuversicht geben!

Aber die Schulbank ist für mich auch ein Symbol dafür, wie wichtig Dir die Schule ist. Der Erhalt der deutschen Sprache, aber auch die Mehrsprachigkeit waren von Anfang an wichtige Grundpfeiler Deiner Identität. Es gab gerade in Deiner so wechselvollen Geschichte viele Kämpfe um die Schule, nicht nur den ‚Schulkampf‘ in St. Vith.

Die Schulbank zeigt tiefe Gebrauchsspuren, aber sie ist stabil und eigentlich unverwüstlich. Genau das wünschen wir Dir auch für die kommenden Jahrhunderte.

Sei stolz auf Deine Kleinheit, auf Deine kleinen Strukturen, wie die beiden Krankenhäuser oder die vielen Schulen, verbunden mit allen Möglichkeiten der heutigen Zeit. Auch in Deine Dorfschulen haben indessen längst ‚Tablets‘ Einzug gefunden, und das ist gut so! Bleibe klein und fein, um Deinen Menschen einen überschaubaren, in vielen Dingen selbstbestimmten Lebensraum zu geben, aber gebildet und vernetzt, um über den eigenen Tellerrand hinausschauen zu können.

Herzlichen Glückwunsch!

Deine

Christine Baumann