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Ein Geschenk für Ostbelgien

Wilhelm Benkers Tagebuch: Ein Geschenk von Gerhard Reuter

22.11.2022
  • Labor
  • Ein Geschenk für Ostbelgien

Heute vergessen wir oft, dass der Vaterlandswechsel vor 100 Jahren für unsere Vorfahren ausgesprochen schwierig war. Deshalb möchte ich Ostbelgien die Kopie eines besonderen Fundes schenken.

Als vor einigen Jahren ein Haus in der Kirchstraße in Nidrum verkauft wurde, fiel bei der Hausräumung ein Schuhkarton auf. In ihm befanden sich Photos, Familiendokumente, Reisepässe, Soldbücher u.a. Sie stammten von Wilhelm Benker, der 1881 im Hause „Brongs“ zu Nidrum geboren worden war. 1919 war er Sekretär der Bürgermeisterei Bütgenbach und einer der führenden Köpfe gegen die Abtretung Eupen-Malmedys an Belgien im Zuge des Versailler Vertrages. Er sah darin ein Unrecht, gegen das er ein Leben lang protestierte. Er gründete die „Heimatorganisation zum Schutz der Volksbefragung“. Auch wenn die Gruppe im Untergrund agierte, so setzte der belgische Staat den Doppelagenten Christian Sand auf die Aufrührer an. Am 19. Juni 1920 wurde Benker festgenommen. Sein Protest hatte eine vierwöchige Gefängnisstraße zur Folge, er verlor sein Amt als Bürgermeistereisekretär. Manche Maßnahmen wurden zwar zurückgenommen, die Repressalien gegen ihn hielten aber an. Benker verließ seine Heimat und zog nach Aachen, wo er Oberstadtdirektor wurde.

Doch in diesem Schuhkarton fand sich auch ein Ausdruck des Tagebuches von Wilhelm Benker, das von August 1940 bis März 1941 im Westdeutschen Beobachter, Ausgabe Malmedy-St.Vith, veröffentlicht wurde und heute vergessen ist. Diese Erinnerungen sind aber ein wichtiges Zeitzeugnis. Der Scan ist mein Geschenk an Ostbelgien, das auch in Zukunft in die Geschichte hineinhören soll, um das eigene Zusammenleben auszurichten und die eigene Zukunft kreativ gestalten zu können.

Gerhard Reuter

Nidrum