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Auferstanden aus den Ruinen: Das Sankt Vither Eisenbahngelände

27.06.2022
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Ein Blick auf das Sankt Vither Eisenbahngelände zeigt, welche rasante Entwicklung die westeuropäischen Gesellschaften in den letzten 200 Jahren erlebt haben.

Die Eisenbahn brachte im 19. Jahrhundert eine ungeahnte, neue Geschwindigkeit in die heutige belgische Eifel und vernetzte sie mit weit entfernten Gebieten. Viele Dörfer entlang der Eisenbahnlinie wurden durch die neu geschaffenen Arbeitsplätze – in ihren Maßstäben –zu aufschwingenden Ortschaften. Die land- und forstwirtschaftlichen Produkte aus der Region konnten von nun an in weiter entfernten Gebieten abgesetzt werden.

In den 1960er und 1970er Jahren erfolgte dann nach und nach der Wetterumschwung in den Wirtschaften der Industriestaaten Europas. Aus Staaten, die auf die Eisenbahn als Lieferanten von Gütern des tertiären und sekundären Sektors angewiesen waren, wurden Staaten die sich verstärkt auf den Dienstleistungssektor konzentrierten.

Eine Luftaufnahme des Sankt Vither Eisenbahngeländes aus dem Jahr 1947 ist eine aussagekräftige Quelle in Bezug auf die Geschichte der Stadt Sankt Vith und deren wirtschaftliche Entwicklung. Nachdem in den 1930er Jahren der Wohlstandsbringer Eisenbahn zum ersten Mal ins Stocken geraten war, wurde die Eisenbahn nach der Bombardierung während des Zweiten Weltkriegs nicht mehr komplett aufgebaut. Zunächst wurde 1950 der reguläre Personenverkehr auf der Vennbahn eingestellt und 1982 der Transportverkehr. Das einst große und nun augenscheinlich brachliegende Eisenbahngelände ist ein stummer Zeuge dieser Entwicklung.

Das Automobil wurde ab der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zum wichtigsten Verkehrsmittel. Stellvertretend für diesen Wandlungsprozess gesellte sich die Eifel-Ardennen Straße auf das Eisenbahngelände. Ein Beweis für die Veränderung der Gesellschaft ist ebenfalls das Sankt Vither Triangel. Seit 2009 befindet sich am ehemaligen Warenumschlagplatz ein modernes Dienstleistungs- und Kulturzentrum. Ebenfalls gesellte sich in den 2000ern ein Rad- und Wanderweg neben die Straße. Daneben entstand ein umfangreiches Wohnviertel. Auch dieses bezeugt den gesellschaftlichen Wandel der belgischen Eifel. Während vor einigen Jahrzehnten freistehende Mehrgenerationenhäuser noch das Maß aller Dinge in ländlichen Regionen waren, prägen jetzt vermehrt Eigentumswohnungen für kleinere Familien die Ortschaften.


Quelle Bilder: WalOnMap, https://geoportail.wallonie.be/